Die estnische Hauptstadt Tallinn wird – wie sehr viele andere osteuropäische Städte auch – als Reiseziel völlig unterschätzt. Zu unrecht! Denn diese Stadt im Baltikum ist absolut erlebens- & sehenswert! Ich muss zugeben, dass vor meiner Reise für mich Tallinn eine gewisse große Unbekannte war. Denn eigentlich hatte ich von dieser Stadt so gar kein Bild im Kopf. Klar wusste ich, dass Tallinn vor allem im Rahmen einer Kreuzfahrt recht beliebt ist, die Altstadt ganz schön sein soll, dass das Land mal von der Sowjetunion besetzt wurde, aber auch skandinavische Einflüsse hat – und damit war mein Wissen über diese Stadt im Groben und Ganzen auch ausgeschöpft. Ich wette, dass es vielen sehr ähnlich ergeht. Und nur wenige mit dem Gedanken spielen, einen Städtetrip nach Tallinn zu unternehmen.
Inhalt
Meine 11 Tallinn Highlights
Wie ich persönlich auf die Idee kam, gemeinsam mit meinem kleinen Kind ein paar Tage in der estnischen Hauptstadt zu verbringen, weiß ich eigentlich nicht mehr genau. Plötzlich war der Gedanke einfach da, dass ich mehr von Osteuropa entdecken möchte – und so entschied ich mich, Riga und Tallinn miteinander zu kombinieren. Eine sehr gute Reiseentscheidung. Denn beide baltischen Städte haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Was mich insbesondere an Tallinn begeistert hat? Hier erfährst du meine Top 11 Highlights, Tipps und Gründe, warum du Tallinn auch mal besuchen solltest.
***Das interessiert dich zum Thema sicherlich auch: Tallinn: zwischen Mittelalter, Moderne & Märchen***
1. Mittelalterliches Flair & malerische Altstadt
Zweifelsohne, das größte Highlight in Tallinn ist die Altstadt. Wer diese durch das gewaltige Stadttor aus dem 12. Jahrhundert betritt, fühlt sich sofort in eine ferne, ferne Zeit zurückversetzt. Die malerischen Gassen, geschichtsträchtigen Bauten, pittoreske Katharinenpassage, älteste Apotheke Europas, Olaikirche – die einst mit ihren 159 Metern das höchste Gebäude der Welt war – und nicht zuletzt der wunderschöne große Rathausmarkt ähneln einem Bilderbuch über das Mittelalter. Und obwohl Tallinn so einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist die Stadt doch relativ überschaubar und kompakt. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum Tallinn vor allem bei den Kreuzfahrt-Touristen so beliebt ist. Denn innerhalb von ein paar Stunden kann man in Tallinn alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten zu Fuß besichtigen. Mein Tallinn-Tipp: Lass dich hier einfach treiben, ohne einem Reiseführer oder Stadtplan zu folgen. Denn auf einer individuellen Stadterkundung steuerst du automatisch Tallinns Attraktionen an – und kannst zudem an vielen Ecken tolle Details entdecken.
2. Zwischen Skandinavien & Russland: die Stadt der vielen Gegensätze
Verlässt man die Altstadt wieder durch das Stadttor, befindet man sich sofort im Hier & Jetzt. Im modernen Tallinn, wo sich die estnische Hauptstadt ganz anders präsentiert. Hier wartet – zum Beispiel im angesagten Stadtviertel Kajamala – ein spannender Mix aus kreativ, hip, modern, trendy und vor allem sehr fortschrittlich. Doch Tallinn hat außerhalb der mittelalterlichen Altstadt nicht nur ein modernes Gesicht, sondern noch viele andere Facetten. Denn Tallinn ist eine Stadt voller Gegensätze & Kontraste – die aus den unterschiedlichen Herrschaften der vergangenen Jahrhunderte resultieren.
Dieses kleine Land an der Ostsee stand mal unter dänischer Herrschaft, mal unter deutscher, dann wieder unter skandinavischen Einflüssen und bis zur estnischen Unabhängigkeit im Jahre 1990 unter sowjetischer Besatzung. All diese Einflüsse findet man noch heute auf den Straßen Tallinns wieder. So hat man an einer Ecke – zum Beispiel beim Anblick der bunten Holzhäuser aus den 20er Jahren – das Gefühl, dass man in Schweden oder Finnland sei. Und dann wiederum begegnen einem eine Vielzahl an Denkmäler, die an die russische Zarenzeit & sowjetische Herrschaft erinnern. Da wäre nicht nur die prächtige Alexander-Newski-Kathedrale auf der Spitze des Domberges in der Altstadt, sondern beispielsweise auch ein alter russischer Bus vor dem Busbahnhof, das Maarjamär Denkmal, das Soprus Kino, der Fernsehturm oder die grauen Wohnblöcke aus den Zeiten des Kommunismus. Was für eine spannende, kontrastreiche Mischung!
3. Tallinn: Technikstadt & Geburtsort von Skype
Wusstest du eigentlich, dass in Tallinn Skype gegründet wurde? Ich wusste es zumindest nicht – und überhaupt muss ich zugeben, dass ich vor meiner Reise gar nicht gedacht hätte, dass Estland so besonders fortschrittlich ist. Weit gefehlt! Denn jetzt weiß ich, dass es in wenigen Städten weltweit so eine gute Internetverfügbarkeit gibt wie in Tallinn. Denn da in Estland jeder Bürger das Recht auf einen Internetanschluss hat, verfügt dieses Land über ein fast flächendeckendes WLAN-Netz. So hat man in Tallinn fast an jeder Ecke einen Hotspot oder ein Café mit kostenlosem & schnellem WLAN (ein Traum für alle digitalen Nomaden!).
Apropos Fortschritt, auch ihren Alltag regeln die Esten praktisch nur noch online, per SMS oder Chipkarte auf ihrem Personalausweis. Und auch die Ämter arbeiten ausschließlich online.
4. Die Weißen Nächte in Tallinn – ein ganz besonderes Erlebnis
Diese lauen Sommernächte, die niemals enden wollen … So scheint es zumindest, wenn man in Tallinn die weltberühmten Weiße Nächte um die Sommerwende erlebt. Es sind diese Nächte, in denen es nicht richtig dunkel wird – und der Winter weit, weit weg ist. Zweifelsohne, diese Nächte haben etwas Magisches. Ich hatte zwar nicht das Vergnügen, die Weißen Nächte in Estland zu erleben – und dennoch konnte ich eine kleine Ahnung davon gewinnen, wie sie sich anfühlen, als ich im Sommer dort war. Denn sogar Ende Juli wurde es erst gegen 23 Uhr so langsam etwas dunkel (stockfinster wurde es nie) und um 4 Uhr morgens war es bereits taghell. So kann man noch bis spät in den Abend hinein bei Sonnenschein durch die Gassen schlendern, die Stadt erkunden und seelenruhig fotografieren.
5. Eine Stadt mit Strand
Zweifelsohne, große Städte mit einem Strand bieten nicht nur für die Einwohner mehr urbane Lebensqualität, sondern sind auch hervorragend für einen Städtetrip geeignet. Denn so kann man nach einer ausführlichen Sightseeing-Tour am Strand die Seele baumeln lassen, etwas relaxen und wieder zu neuen Kräften kommen. Meine absoluten Lieblings-Städte in unmittelbarer Strandnähe in Europa sind zwar Lissabon, Valencia, Porto & Barcelona – jedoch sehr dichtgefolgt von Tallinn. Der wichtigste und auch schönste Strand Pirita befindet sich im Nordosten der Stadt, etwa 8 Kilometer von der Altstadt entfernt. Zugegeben, in den Sommermonaten findet man den Großteil der Tallinner am 2 Kilometer langen Strand und dementsprechend kann es vor allem am Wochenende hier sehr voll werden. Und dennoch lohnt sich ein kleiner Ausflug in den Vorort Pirita auf jeden Fall, vor allem, wenn man mehrere Tage in Tallinn verbringt.
6. Grünes Tallinn – Erholung im Park Kadriorg
Apropos Erholung, Tallinn ist eine sehr grüne Stadt und bietet viele schattige Plätze für ein Picknick – oder um den Füßen mal eine kleine Pause vom Stadtmarathon zu gönnen. Bereits um die Altstadt herum erstreckt sich ein schmaler grüner Gürtel. Der beliebteste Park ist jedoch Kadriorg, etwa 40 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt. Hier findest du neben zahlreichen Erholungsmöglichkeiten auch einen ganz tollen Spielplatz für Kinder wie auch einige Museen und ein prächtiges Schloss.
7. Farbenfrohe Tallinn Häuser – die Villa Kunterbunt lässt grüßen
Und wenn du dich auf den Weg in den großen Park Kadriorg begibst, dann solltest du auf deiner Route unbedingt auf der beschaulichen Straße J. Poska entlangschlendern. Denn hier findest du eine Vielzahl an wunderschönen Holzhäusern im skandinavischen Stil. Definitiv eins meiner größten Highlights in Tallinn! Diese typischen Holzhäuser aus den 20er & 30er werden auch Tallinn Häuser genannt, besitzen meist 2-3 Stockwerke – und so einige erinnern an die Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf. Absolut sehenswert! Weitere wunderschöne Tallinn Häuser findest du in den Straßen Salme, Kungla, Valgevase oder Kalevi.
8. City-Hopping – wie wäre es mit Riga, St. Petersburg oder Helsinki?
Ein Städtetrip nach Tallinn lässt sich wunderbar mit einer weiteren Stadt kombinieren. Denn aufgrund der günstigen geografischen Lage Tallinns, kann man mit dem Bus sowohl Riga in Lettland als auch St. Petersburg in knapp 4,5 Stunden erreichen. Und sogar Helsinki liegt gefühlt nur einen Katzensprung entfernt. Bereits in knapp 2 Stunden kannst du zum Beispiel mit der Fähre Tallinksilja die finnische Hauptstadt erreichen – und so gibt es sogar Leute, die von Tallinn aus einen Tagesausflug nach Helsinki machen. Ich persönlich habe auf meiner Reise Tallinn mit Riga kombiniert. Kann ich jedem weiterempfehlen. Muss aber zugeben, dass mich St. Petersburg auch sehr gereizt hätte. Das nächste Mal halt …
9. Lass deinen Blick von hoch oben über Tallinn schweifen!
Was für ein Ausblick! Das wirst du sicherlich öfters in Tallinn denken, wenn du auf einem der zahlreichen Aussichtsplattformen stehst und deinen Blick über die Dächer der mittelalterlichen Altstadt & ihre engen Gassen schweifen lässt. Von einigen aus kannst du auch bis zur Ostsee blicken oder dir einen Eindruck vom modernen Tallinn außerhalb der Stadtmauer verschaffen. Auf dem Domberg findest du einige von diesen Aussichtsplattformen, beispielsweise Kohtusa, etwas versteckter liegt Piiskopi aed und von Patkuli aus kannst du sogar das hippe Stadtviertel Kalamaja von oben betrachten.
10. Perfekte Temperatur für einen Städtetrip im Sommer
Oh ja, auf meiner Reise erzählte man mir, dass die Winter in Tallinn bitterkalt und voller Schnee sein können. Dafür ist die Sommerzeit umso angenehmer. Richtig heiß wird es hier kaum – und so liegt die durchschnittliche Temperatur im Sommer bei 20-25 Grad. Die perfekte Temperatur für einen angenehmen Städtetrip auch mit Kindern. In puncto klimatische Wetterbedingungen ist die beste Reisezeit für Tallinn und Estland Mitte Juni bis Ende August. Obwohl man mir auch erzählte, dass Tallinn vor allem in der vorweihnachtlichen Zeit mit dem wunderschönen Weihnachtsmarkt ebenfalls ein tolles Erlebnis sein soll. Eben nur bei sehr frostigen Temperaturen.
11. Ausflüge im spannenden Umland von Tallinn
Die Estländer lieben es, in ihre Sommerhäuser rauszufahren und das Wochenende außerhalb der Stadt zu verbringen. Kein Wunder! Denn nicht weit von Tallinn entfernt, bietet Estland wunderschöne Flecken und außergewöhnliche Naturschauspiele. Im Sommer bieten zum Beispiel Pärnu und Haapsalu tolle Strände zum Relaxen. Im Sooma National Park lädt eine sehr faszinierende, unberührte Hochmoor-Landschaft zum Wandern ein und im Winter, wenn das Eis dick genug ist, kannst du sogar mit dem Auto zu den vorgelagerten Inseln fahren!
Oh ja, nicht nur Tallinn, sondern das ganze Land ist definitiv eine Reise wert. Das ist mein persönliches Fazit! Und für meine nächste Reise durchs Baltikum habe ich mir felsenfest vorgenommen, noch viele weitere Ecken in Estland zu erkunden & entdecken.
Bist du auch schon mal in Tallinn oder Estland gewesen und hast noch weitere Tipps & Highlights? Oder hast du Fragen zu Tallinn? Dann hinterlasse hier einen Kommentar (bitte Benachrichtigungsfunktion aktivieren!). Oder schreibe mir eine Mail an mami.bloggt@yahoo.de – ich freue mich auf dich.
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9 comments
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Comment by Simone
Simone August 15, 2017 at 11:09 am
Hallo, Tallinn habe ich tatsächlich schon mal überlegt. Danke für die ganze Inspiration, es schaut toll aus. Wie viele Tage empfiehlst du für einen ersten Eindruck? Reicht ein Wochenende?
Vg Simone
Comment by Gabriela Urban
Gabriela Urban August 15, 2017 at 11:12 am
Hallo Simone, sehr gerne ???? Ein Wochenende reicht für Tallinn. Natürlich ist mehr Zeit immer besser, aber an 2-3 Tagen kann man schon einen sehr guten Eindruck mitnehmen. Und falls du ein paar Tage mehr aufbringen solltest, dann mit Riga, Helsinki oder St. Petersburg kombinieren. Herzliche Grüße Gabriela
Comment by Nadine
Nadine August 16, 2017 at 10:18 am
Wunderschön!
Comment by Gabriela Urban
Gabriela Urban August 16, 2017 at 11:50 am
Ich danke dir ???????????? Liebe Grüße Gabriela
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Comment by Sabrina
Sabrina Juni 7, 2018 at 2:15 pm
Tallinn ist immer ein Reise wert. Grade in den Sommermonaten ist es allerdings tagsüber sehr überlaufen von den Tagesausflüglern der Kreuzfahrtschiffe, finde ich. Abends wird’s dann angenehmer und man hört auch wieder ein bißchen estnisch 😉
Ich kann auch einen (längeren) Ausflug in den Lahemaa- Nationalpark empfehlen oder eine Fahrt ans Ufer des Peipsijärv mit seinen alten Gutshäusern oder/ und! einen Aufenthalt in Tartu (z.B. auch auf dem Weg nach Riga).
Die weißen Nächte würde ich mir mit Kind nicht unbedingt antun. Allerdings hab ich auch ein Kind, das beim kleinsten Sonnenstrahl begeistert ruft: Die Sonne ist aufgestanden. Wann können wir aufstehen?
Ohne Kind kann es dann mit dem Einschlafen nach einer langen Nacht Schwierigkeiten geben. Da fand ich die (etwas längere) Dunkelheit im Winter fast angenehmer.
Ich kann auch die Reiseberichte von Kathi Kochfrosch zum Thema Baltikum, im Speziellen Estland, empfehlen. Großartige Bilder, die mir fast die Tränen der Sehnsucht in die Augen getrieben haben
Comment by Sabrina
Sabrina Juni 7, 2018 at 2:19 pm
Stichwort zu den Herrenhäusern ist eesti mõisad. Viele sind in den letzten Jahren wunderschön renoviert worden, manche sehen allerdings noch wüst aus.