Wenn es um Urlaub in Europa geht, dann entwickelt sich Island immer mehr zu einem sehr beliebten Reiseziel. Vor allem ein individueller Roadtrip durch Island steht bei Naturliebhabern, Outdoor-Fans und auch Familien sehr hoch im Kurs. Kein Wunder, denn schließlich hat das sympathische Land hoch im Norden eine Menge faszinierende Dinge zu bieten. Die wilde Natur, das raue Klima (– denn vier Jahreszeiten an einem Sommertag sind keine Seltenheit), die vielen prächtigen Regenbögen und die atemberaubenden Landschaften, die so ganz anders sind als im restlichen Europa. Wer Outdoor-Aktivitäten mag und das wechselhafte Wetter nicht scheut, für den hält eine Islandrundreise zahlreiche spannende Abenteuer parat. Viele Reisende reisen nach Island mit einem ganz großen Traum: einmal im Leben die Polarlichter sehen. Genau diesen Traum hat auch Patrizia gehabt. Sie hat gemeinsam mit ihrem Kind, das Trisomie 21 hat, und ihrer Mutter einen Roadtrip durch Island gemacht. Ich habe mit Patrizia bereits ein Interview über die Besonderheiten & Herausforderungen beim Reisen mit Kind mit Trisomie 21 geführt. Und jetzt geht es mit Patrizia gemeinsam mit ihrem Sohn auf eine Islandrundreise mit Auto.
Übrigens, die beiden Interviews habe ich für meinen Mut machenden Ratgeber fürs Reisen mit Kindern «Wenn ich groß bin, werd’ ich auch ein Machu Picchu» – hier kannst du übrigens eine Leseprobe runterladen – geführt. Und ich freue mich, dass ich diese Interviews mit der freundlichen Zustimmung meines Verlages Conbook auch auf meinem Blog veröffentlichen darf. Und falls du noch nach weiteren besonderen Reisezielen in Europa bist, dann lass dich hier inspirieren.
Interview: Roadtrip durch Island – einmal die Polarlichter sehen
Patrizia, du hast zusammen mit deinem Sohn Elijah und deiner Mama einen Roadtrip durch Island gemacht. Warum Island?
Island war für mich schon immer eine Top-Destination, wo ich unbedingt mal hinwollte, weil es einfach im Vergleich zu anderen Ländern so anders ist. Die wilde Natur, das raue Klima und die wunderschönen Landschaften machen für mich den besonderen Reiz einer Islandrundreise aus. Außerdem wollte ich unbedingt mal die faszinierenden Nordlichter in Island erleben. Das war auch der Grund, warum Elijah, meine Mama und ich im Oktober und nicht im Sommer nach Island geflogen sind. Wir haben uns in Island ein Auto gemietet und sind einfach losgefahren. Zu dem Zeitpunkt war mein Kind sechs Jahre alt.
Wie hast du dich auf eure Islandreise vorbereitet?
In erster Linie habe ich ordentlich Geld gespart, denn ein Roadtrip durch Island ist teuer. Dann habe ich selbstverständlich viel gelesen, mir Sehenswürdigkeiten rausgeschrieben, die wir auf jeden Fall besuchen wollten, und mir auch Informationen besorgt, welche Straßen im Herbst in Island passierbar sind und welche nicht, weil sie bereits mit Schnee bedeckt sind. Dann habe ich ein passendes und vor allem robustes Auto mit Allradantrieb gebucht. Super wichtig für eine Islandrundreise! Und dann habe ich mir Gedanken gemacht, wie wir am besten Sightseeing und abwechslungsreiches Kinderprogramm in Island miteinander kombinieren können. Aber mein Kind hat ja glücklicherweise auch am Sighseeing-Programm seinen Spaß.
Was sollte man unbedingt für einen Roadtrip durch Island dabeihaben?
Das kommt ein wenig darauf an, zur welcher Jahreszeit man nach Island fährt. Wie bereits gesagt, waren wir im Oktober da. Zu dieser Jahreszeit ist natürlich wetterfeste Regenkleidung – die sollte man übrigens wegen der vielen Wetterumschwünge auch im Sommer dabeihaben – Pflicht. Dann müssen auf jeden Fall auch warme Jacken, Schuhe, Mützen, Schal und Handschuhe ins Gepäck. Außerdem kann ich empfehlen, sich für eine Islandrundreise drei super praktische und vor allem wichtige Apps runterzuladen: Erstens 112 Iceland, die den aktuellen GPS-Standort an die isländische Notrufzentrale übermittelt. Zweitens Vegagerðin, mit der du dich über die aktuelle Straßenlage auf deiner gewünschten Route auf dem Laufenden halten kannst. Drittens Aurora Forecast, eine App für die Vorhersage von Nordlichtern. Ach ja, und vor allem sollte man auf einem Island-Trip viel Geld dabeihaben.
Wie sah eure Route aus? An welchen Orten seid ihr wie lange geblieben?
Die ersten vier Tage in Island haben wir in der Nähe der Hauptstadt Reykjavík in Hafnarfjörður verbracht und uns von dort aus alle Attraktionen südlich der Insel angeschaut. Dazu gehörten Vulkankrater Kerið, die Wasserfälle Selfoss und Gullfoss, die Geysire, Þingvellir und natürlich auch Reykjavík. Danach begingen wir unsere Islandrundreise entlang der Ringstraße im Uhrzeigersinn, wir sind also von Reykjavík in den Nordwesten hoch in Richtung Akureyri und später nach Mývatn gefahren. Anschließend sind wir die Ostküste runtergefahren, von der wir aber leider nichts mitbekommen haben, weil es bereits dunkel war und zudem in Strömen geregnet hat. Im Süden der Insel waren wir in Eyvindarhólar und sind dann zur Blauen Lagune gefahren, wo wir in den berühmten Thermalquellen gebadet haben. Eins der beliebtesten Island Highlights! Die letzten zwei Tage haben wir auf einer Halbinsel in der Nähe von Reykjavík verbracht. Da wir für unseren Rückflug bereits um 4 Uhr morgens am Flughafen sein mussten, haben wir die letzte Nacht in unserem Mietwagen vor dem Wahrzeichen Reykjavíks verbracht. Das war ein wahres Abenteuer, aber super lustig. Und Elijah hat alles ohne Probleme mitgemacht. Und das finde ich erstaunlich, denn ich weiß nicht, ob jedes Kind so flexibel ist …
Was waren eure schönsten Highlights in Island?
Natürlich die Nordlichter, die wir gleich an unserem ersten Abend in Reykjavík erleben durften. Einfach wunder-, wunderschön! Dann haben uns die schwarzen Lavastrände und die zahlreichen gewaltigen Wasserfälle begeistert. Und natürlich auch die Geysire! Das sind heiße Quellen, die ihr brodelndes Wasser in gewissen zeitlichen Abständen als gewaltige Fontäne ausstoßen. Das fand mein Kind sehr faszinierend. Und wir haben viele Regenbögen gesehen, die in Island aufgrund der krassen Wetterumschwünge zum Alltag gehören.
Und was hat euch auf eurer Islandreise nicht so gefallen?
Eigentlich nur, dass alles so teuer ist.
Gab es spezielle Herausforderungen für euch aufm Roadtrip durch Island? Und wie habt ihr sie gemeistert?
Die größte Herausforderung waren die Straßenverhältnisse. Da wir unseren Roadtrip im Oktober gemacht haben, lag auf manchen Straßen oder Abzweigungen schon Schnee. An das Fahren in Island musste ich mich echt gewöhnen. Auf vielen Straßen sind Schlaglöcher, und dann kommen ja die heftigen Wetterbedingungen wie strömender Regen oder plötzliches Glatteis hinzu. Das bin ich als Autofahrerin aus Deutschland ja nicht unbedingt gewohnt. Aber irgendwann hatte ich den Dreh raus, und wenn die Straßenverhältnisse schlecht wurden, bin ich halt sehr langsam gefahren. Außerdem war die App Vegagerðin, über die ich immer aktuelle Informationen über die Straßenverhältnisse erhalten habe, echt Gold wert.
Kannst du mir sagen, wie viel eure Islandreise gekostet hat?
Insgesamt haben wir für zwei Erwachsene und ein Kind für zehn Tage 3.500 Euro in Island ausgegeben – und das, obwohl wir versucht haben, sparsam mit unserem Reisebudget umzugehen. Teilweise haben wir uns im Supermarkt mit Snacks oder Fertigsuppen eingedeckt, aber wir haben uns natürlich immer wieder auch etwas gegönnt. Für den Flug nach Island haben wir insgesamt 500 Euro, für Unterkünfte zirka 1.000 Euro und fürs Auto und Benzin etwa 600 Euro ausgegeben.
Mit dem Auto durch Island mit Kind – dein Fazit?
Island ist auf jeden Fall eine Reise wert – und meiner Meinung nach sollte dieses Ziel auf jeder Reise-Bucket-List stehen, vor allem, wenn man Outdoor-Aktivitäten und raue Natur mag. Ich finde, dass zehn Tage für eine Islandrundreise durchaus ausreichend sind – und man sollte sich unbedingt ein Auto mieten, damit man auf eigene Faust das Land erkunden kann. Island mit Kleinkindern finde ich persönlich schwierig, denn Spielplätze oder andere Angebote sind dort rar. Aber mit größeren Kindern, so ab sechs Jahren, die Bock auf Wandern und Natur haben, ist Island perfekt.
Plant ihr, noch mal nach Island zu reisen? Und wenn ja, wohin?
Oh ja, ich möchte unbedingt noch mal nach Island. Dann würde ich mir mehr Zeit für die Nordküste lassen.
Was würdest du bei deiner nächsten Islandreise eventuell anders machen?
Eventuell gegen den Uhrzeigersinn fahren, da man so mehr von Island sehen kann. Aber ansonsten war ich mit unserer Rundreise sehr zufrieden.
Roadtrip: Tipps für eine Islandrundreise
- Geeignet für: Reiseanfänger
- Beste Reisezeit: generell Mitte Juni bis Ende August, aber für die Nordlichter eignen sich die Monate zwischen Oktober und März am besten
- Kosten: sehr, sehr teuer
- Am besten fortbewegen mit: Mietwagen mit Allradantrieb
- Highlights für Kinder: Reiten auf Islandpferden, Geysire, Nordlichter, Wale beobachten
- Unser schönster Moment: Eigentlich waren wir fast immer am Staunen, aber unsere schönsten Momente waren die Nordlichter und die vielen Regenbögen.
- Unsere größte Herausforderung: die Straßenverhältnisse
- Lieblingsorte: Reynisfjara, Vulkankrater Kerið
- Auf keinen Fall verpassen: Nordlichter, Wasserfälle, Geysire
Wenn du noch mehr über eine Islandreise erfahren möchtest, dann erhältst du hier weitere Infos & Tipps zu einer Reise nach Island mit Kindern.
Über Patrizia Kurdziel
Ich bin Patrizia, alleinerziehend und genieße das Leben mit meinem Sohn Elijah. Wir haben die Herausforderung mit seiner Besonderheit angenommen und versuchen in jeder Situation das Beste zu machen. Mit unserem Instagram-Kanal @tree.21 wollen wir aufklären, zum Thema ›Inklusion‹ beitragen und die gesellschaftlichen Berührungsängste mit Behinderungen abbauen. Wenn du unseren Alltag und unsere weiteren Projekte verfolgen möchtest, schau gerne vorbei. Zudem haben wir unsere eigene Kollektion in unserem Online-Shop Tree 21 rausgebracht, um Elijah eine Delfintherapie zu ermöglichen. Weitere Infos hierzu findest du auf Instagram in den Story-Highlights.
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