Urlaub in Deutschland wird immer beliebter. Und ich muss zugeben, dass ich schon länger über Ferien in Bayern nachdenke. Denn auf mich als Nordlicht üben Berglandschaften einen ganz besonderen Reiz aus. Als Hamburger (kleine Info am Rande: der höchste Gipfel Hamburgs liegt auf einer schwindelerregenden Höhe von 116 Meter – und strenggenommen, zählt dieser sogar schon zu Niedersachsen) muten Berge fast schon exotisch an. Und Wandern in den Bergen gehört für mich zu den größten Urlaubs-Highlights. Daher steht ein Familienurlaub in Bayern mittlerweile sehr weit oben auf meiner persönlichen Reise Bucket List. Sobald mein Kind zur Schule geht, werden wir in den Sommerferien nach Bayern starten. Das steht fest! Und da Vorfreude auf den über-, über-, übernächsten Urlaub zu den schönsten Reisfreuden gehört, habe ich mir zur Vorbereitung echte bayerische Insider-Tipps für Ferien in Bayern geholt.
Der Bayern-Knigge: Wie sollte ich mich im Bayernurlaub NICHT verhalten
Und zwar von meiner lieben Kollegin Nadine Luck vom Blog Mama und die Matschhose. Wenn es um Expertenwissen rund um Bayern geht, führen alle Wege zu Nadine. Denn Nadine ist in Niederbayern geboren, hat in München studiert & gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie im beschaulichen Bamberg in Oberfranken. Daher kennt Nadine selbstverständlich die besten Insider-Tipps für einen Familienurlaub in Bayern. Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum Nadine für mich DIE Bayern-Kennerin überhaupt ist, denn sie hat ihrer bayerischen Heimat sogar ein ganzes Buch gewidmet: «Fettnäpfchenführer Bayern – Die Mass aller Dinge» (erschienen im Conbook Verlag). Was habe ich bei dem Buch gelacht! Und mich immer wieder dabei erwischt, wie ich während der Lektüre gemeinsam mit dem Protagonisten ebenfalls in ein bayerisches Fettnäpfchen getreten bin. Denn Nadines Buch ist so etwas wie ein Bayern-Knigge, der einem aufzeigt, wie man sich in den Ferien in Bayern NICHT verhalten sollte, damit man sich nicht sofort als typischer Tourist outet – oder weil der Fauxpas nur amerikanischen Austauschschülern verziehen wird. Die Buchautorin verpackt in einer amüsanten Rahmengeschichte sehr viele Informationen zu Bayern. Und genau über diese geografischen, kulturellen, kulinarischen & linguistischen Besonderheiten in Bayern geht es jetzt! Und nebenbei verrät Nadine natürlich auch, welche Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten man in seinem Urlaub in Bayern auf keinen Fall verpassen sollte.
Übrigens, wenn du Lust hast, mal in ein REISEBUCH von mir reinzulesen, dann kannst du hier jeweils eine Leseprobe meiner Bücher «Wie Buddha im Gegenwind – eine Kündigung, 22 Länder und ein besonderer Reisebegleiter» und «Wenn ich groß bin, werd‘ ich auch ein Machu Picchu» runterladen.
Nadine, kannst du mir 5 Dinge nennen, die jeder in seinen Ferien in Bayern tun sollte?
- Die Ludwigsschlösser ansehen! Meine Empfehlung ist Schloss Linderhof, das Lieblingsschloss des Märchenkönigs. Hier hat er viele seiner ungewöhnlichsten Gimmicks installieren lassen, etwa das „Tischlein deck dich“, einen Tisch, der durch eine bestimmte Mechanik vom Esszimmer durch die Decke in die Küche kurbeln ließ. Dort wurde er gedeckt und mühselig wieder nach oben gefahren, so dass der menschenscheue Ludwig niemanden seiner Bediensteten sehen musste.
- Außerdem ein Muss in Ferien in Bayern: München besuchen, das Olympiadorf, den Englischen Garten und den Westpark mit seinen asiatischen Bereichen. Und anschließend eine Weißwurst essen, in einem der Lokale am Marienplatz.
- Die Tropfsteinhöhlen in der Fränkischen Schweiz besichtigen und über die dort aufgebauten Höhlenbärenskelette staunen.
- Auf einen der vielen Berge steigen und träumen.
- Im Chiemsee schwimmen und sich dabei problemlos vorstellen, er wäre das Meer.
Bayern mit Kindern? Welches sind deine absoluten Tipps für einen abwechslungsreichen Familienurlaub in Bayern?
Ein toller Ausgangspunkt ist Garmisch, ein schöner, traditioneller Ort mit Lüftlmalerei: Die Häuser sind dort mit tollen Gemälden verziert, schon Goethe nannte die Fassaden „lebendes Bilderbuch“. Von Garmisch aus ist es nicht weit nach Linderhof und Neuschwanstein. Familien können mit der Seilbahn auf die Berge fahren, auf den Almen Kühe beobachten und im smaragdgrünen Walchensee baden. In den Ferien in Bayern ist München für einen Tagesausflug von dort aus auch nicht aus der Welt mit all seinen Attraktionen vom Deutschen Museum mit viel Mitmach-Stationen über Kindercafés hin zu den Parks mit tollen Spielplätzen.
Ich als Nordlicht hätte bei dem Wort „bairisch“ gedacht, dass es sich um einen Rechtschreibfehler handelt. Was für ein Irrtum! Denn in Bayern wird tatsächlich zwischen “bayerisch“ und “bairisch“ unterschieden – magst du mir den linguistischen Unterschied verraten?
Diesen Unterschied kennen auch viele Bayern nicht! Aber: „Bairisch“ ist die korrekte Schreibweise bei allem, was sich auf die Sprache und den Dialekt bezieht“. Geht es um Politisches, Geografisches und Kulturelles, heißt es „bayerisch“.
Wie ich in deinem Buch gelernt habe, ist das richtige Grüßen auf bairisch gar nicht so einfach – obwohl ja der liebe Gott im Freistaat immer dabei ist und Schützenhilfe gibt. Kannst du mir sagen, wann und wen ich wie korrekt begrüße und verabschiede?
Die wichtigste Regel ist: Sag niemals „ü“; „Tschüß“ klingt für die Bayern viel zu nordisch. Wenn sie per Du sind mit dem, den sie grüßen wollen, sagen sie Grias de, Servus oder Habedere. Und beim Abschied Pfiat de, Servus oder Habedere – ja, auch da. Mit Grüß Gott bist du meistens richtig, wenn du jemanden siezt. „Auf Wiederschaung“ kannst du gerne zum Abschied sagen. Na Servus – oder?
Wandern in Bayern mit Kindern – deine Empfehlungen?
Die Hausberge Münchens etwa sind gut für 3 bis 4-stündige Wanderungen. Da mag ich gern den Breitenstein. Ich bin allerdings bisher nur kinderlos hochgestiegen. Mit Kindern ist vielleicht eine Wanderung in Bayern um einen See schön. Die Osterseen bei Iffeldorf lassen sich in einem wundervollen Rundwanderweg erkunden – es geht durch Wald, am Ufer lang, an Schilf vorbei, da lässt sich überall etwas entdecken. Schön ist es auch am Ufer des Walchensees entlang.
Warst du schon mal auf der Zugspitze? Und kann man dieses Abenteuer während der Ferien in Bayern auch mit Kindern wagen?
Das war mir leider – zu Fuß – immer zu anspruchsvoll, es ist ein hochalpines Abenteuer, das über vier Aufstiege möglich ist, für das man Planung und Ausrüstung braucht. Sie ist nicht für einen Familienausflug geeignet. Allerdings transportieren Bergbahnen Touristen sehr komfortabel hinauf, und auch Skifahren geht wunderbar dort auf einer für Deutschland privilegierten Höhe zwischen 2700 und 2000 Metern. Es gibt aber viele tolle, familienfreundliche Wanderungen mit wunderbarem Blick auf Deutschlands höchsten Berg.
Deine Bayern-Tipps für Passau?
Es ist herrlich, an die Stelle zu spazieren, an der die drei Flüsse Donau, Ilz und Inn zusammenfließen. Es gibt dort ein Farbenspiel: Der Inn kommt nämlich grün daher, die Ilz schwarz und die Donau blau, und am Zusammenfluss gibt es eine schöne Mischung. Toll ist auch, in Passau ins Kabarett zu gehen, das ist dort erstaunlich scharfzüngig – wohl als Kontrast zum ansonsten recht konservativen Dasein, dort. Im Dom gibt es außerdem Weltklasse-Orgelkonzerte, in den Brauereien Weltklasse-Bier.
Bei typischer bayerische Küche fallen mir natürlich Weißwürste und Schweinshaxe ein. Welches Essen ist noch typisch bayerisch und sollte auf jeder Speisekarte während der Ferien in Bayern stehen? Und welche bayerischen Gerichte sind vor allem bei Kindern sehr beliebt?
Schweinsbraten mit Semmelknödeln und Blaukraut oder Sauerkraut ist ebenfalls ein Bayern-Klassiker. Ein Obazda im Biergarten – eine Käsespezialität, zu der Bayern gerne Brezn essen. Kinder mögen in Bayern gerne Semmelknödel mit Bratensoße, und in Franken Kartoffelkloß mit Soß.
Bevor ich Weißwurst bestelle, was sollte ich vorab unbedingt wissen?
Die Weißwurst sollte vor dem 12-Uhr-Läuten bestellt werden, sprich: Wer sie nach 12 Uhr mittags isst, outet sich als Tourist. Das Zwölferläuten soll sie nicht hören, heißt es; diese Regel stammt aus früherer Zeit, als die Weißwurst im Laufe des Tages ohne Kühlung verdorben ist. Weißwürste als Paar zu bestellen, ist ein lässliches Vergehen, traditionell werden sie aber stückweise geordert. Als Beilage gehen nur süßer Senf, Brezn und Weißbier durch. Wer statt der Brezn Pommes und statt des Senfs Ketchup ordert, hat sich einen kulinarischen SuperGAU geleistet. Solche Vergehen sind maximal amerikanischen Austauschschülern gestattet. Wer die Tradition liebt, zuzelt die Wurst: Sie wird dann in die Hand genommen, an der Spitze angebissen, in Senf getaucht und mithilfe der Schneidezähne aus der Wursthaut gesaugt.
Und wo genau verläuft der berühmte Weißwurstäquator?
Da gibt es verschiedene Ansichten. Grob orientiert sie sich am Verbreitungsgebiet der Münchner Weißwurst. Am häufigsten ist in dieser geografischen Frage die altbayerische Sicht der Dinge zu hören, nach der der Verlauf des Weißwurstäquators dem der Donau entspricht. Franken und große Teile der Oberpfalz wären demnach schon preußisches Hoheitsgebiet. Enger sehen es manche Münchner, die den Weißwurstäquator als Kreis mit einem Radius von 100 Kilometern um die Landeshauptstadt herum definieren, was sogar Teile Ober- und Niederbayerns ausschließen würde.
Was sollte man in München mit Kindern auf keinen Fall verpassen?
Das Deutsche Museum ist ein gigantisches Mitmach-Museum mit eigenem Kinderreich – eine tolle Beschäftigung bei Regentagen. Im Glockenbachviertel gibt es nicht nur Szene-Kneipen, sondern auch schöne Familiencafés. Im Olympiapark gilt es, Tretboot zu fahren oder das Sealife zu besuchen. Und auch für kleine Auto-Freaks ist die BMW World eine Besichtigung wert. Und unter der Brudermühlbrücke gibt es immer tolle, wechselnde Graffitis zu bewundern.
Dirndln, Lederhose, Mindestverzehr, hendlfettige Hände & literweise Bier – welches sind die wichtigsten Regeln auf dem weltberühmten Oktoberfest?
Wer einen Platz in einem der Zelte haben möchte, muss gerade am Wochenende früh aufstehen. Oft hat man auch keine Chance, reinzugehen, selbst wenn man bereits mittags auf der Theresienwiese ist – obwohl das Bier und die Hendl wirklich teuer sind. Faszinierend ist aber auch außerhalb der Zelte das internationale Treiben, es gibt immer etwas Verrücktes zu sehen und zu erleben! Schön ist, wenn man in einem feschen Dirndl und einer Lederhosn zum Fest geht. Da empfiehlt es sich aber, eine echte Tracht zu kaufen, denn Glitzerdirndl und farbige, nachgemachte Hosn verursachen bei den Bayern Augenkrebs.
Oktoberfest mit Kindern – ja oder lieber nicht? Und wenn ja, was genau sollte man als Familie auf dem Oktoberfest nicht verpassen?
Unbedingt ja, es ist auch für Kinder ein herrliches Fest! Es gibt fast jedes Jahr die „Oide Wiesn“, also die alte Wiesn, wo die Zeit zurückgedreht wird. Dort gibt es nostalgische Fahrgeräte – und die Preise sind moderater als auf der „normalen“ Wiesn. Eine Fahrt auf dem Riesenrad mit Blick auf das komplette Gelände und mit etwas Glück sogar bis zu den Alpen ist ebenfalls ein Erlebnis für die ganze Familie – und wer sich in eine der gruseligen Geisterbahnen traut, dürfte ebenfalls großen Spaß haben.
Was um Himmelswillen ist ein Wolpertinger?
Ein Wolpertinger ist eine Kreuzung aus verschiedenen Tieren; oft gibt es ihn ausgestopft in bayerischen Gasthäusern zu sehen. Doch, keine Sorge: Er ist keine biologische Kreuzung, sondern eine technische. Im 19. Jahrhundert begannen Tierpräparatoren, Körperteile verschiedenster Tierarten zu einem neuen Tier, dem Wolpertinger, zusammenzuflicken, um dieses an leichtgläubige Touristen zu verkaufen. Kein Wolpertinger sieht letztlich aus wie ein anderer, mal ist er ein Eichhörnchen mit Entenschnabel und Hasenpfoten, mal ein Wildschwein mit Hechtflosse.
Und warum liebt der Bayer so sehr seinen Dackel?
Warum das so ist, weiß ich gar nicht, aber Dackel gehören seit jeher zum Münchner Stadtbild wie Bier, Weißwurst und der Chinesische Turm. Zamperl werden sie genannt, manchmal auch „Wurst auf Beinen“, und schon die Wittelsbacher züchteten sie.
Du wohnst ja selber in Bamberg, was sind deine absoluten Bamberg Tipps? Und hast du Empfehlungen für Bamberg mit Kindern?
Bamberg ist einfach schön. Durch die Altstadt zu schlendern, das Rathaus, das über dem Fluss zu schweben scheint, zu besichtigen, und den Dom auf Tierskulpturen abzusuchen, die dort überall integriert sind – das sollte auch Kindern Spaß machen. Es gibt auch zwei besonders empfehlenswerte Parks: den Hain und die Erba-Insel. Auf letzterer sind tolle Abenteuer- und Wasserspielplätze zu finden, in denen überall Paul Maars Sams als Figur auftaucht. Paul Maar ist ein Bamberger, die Sams-Filme wurden in der Stadt gedreht. Wer die Filme kennt, wird auch Spaß an den Drehorten haben.
Ich habe das Gefühl, dass die Bayern das Fluchen lieben. Welches sind denn die wichtigsten Schimpfwörter auf bairisch?
Also, „Preiß“ geht immer als Schimpfwort für alle, die nicht von hier kommen und nicht bairisch reden. Auch die Münchner werden übrigens von den Menschen vom Land als „Isarpreißn“ beschimpft, weil sie oft des Bairischen nicht mehr mächtig sind. Ein „Bierdimpfl“ ist einer, der viel Bier trinkt, ein „Gschwoischädl“ ein eingebildeter Mensch, ein „Gscheidhaferl“ ein Besserwisser. Schimpfworte – das können die Bayern.
Und jetzt noch mal deinen Bayern-Knigge zusammengefasst, welche Dinge sollte ich in meinem Bayern Urlaub auf keinen Fall tun, damit ich mich nicht blamiere?
Du solltest auf keinen Fall gegenüber Franken erwähnen, dass sie eigentlich Bayern sind, das nehmen sie übel – sie identifizieren sich nicht mit dem Rest des Freistaats. Du solltest nicht die CSU in Frage stellen. Du solltest nicht voraussetzen, dass alle Bayern Fans des FC Bayern sind – denn viele finden den Schnöselverein aus München gar nicht toll. Witze über die Abkürzung BMW solltest du dir besser auch sparen…
Über die Autorin Nadine Luck
Ich bin in Niederbayern zur Welt gekommen, habe dort einige Jahre auf dem Bauernhof meiner Großeltern gewohnt. Zum Studium und zur Arbeit bin ich ins oberbayerische München gezogen und vor ein paar Jahren ins oberfränkische Bamberg, wo ich mit meinem nordrhein-westfälischen Ehemann den Culture Clash jeden Tag selbst erlebe. Meine Kinder wachsen dreisprachig auf: mit meinem Niederbayerisch, der Familiensprache Hochdeutsch und mit Fränkisch aus Kindergarten und Schule.
Nadine ist nicht nur ein Bayern-Experte, sondern auch ein richtiger Weihnachtsfest-Freak. Und genau deswegen hat sich auch über Weihnachten ein ganz tolles Buch geschrieben. Hier geht es zum Interview Was ich schon immer über Weihnachten wissen wollte.
Nadines Buch «Fettnäpfchenführer Bayern – Die Mass aller Dinge» könnt ihr hier bestellen – oder auch beim Buchhandel in eurer Nähe.
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