Corona: gestrandet in Argentinien – eine Familie erzählt

April 1, 2020

Die aktuelle Corona-Lage stellt uns alle vor riesige Herausforderungen, die wir uns in dieser Form zuvor nie hätten vorstellen können. Weltweit! Schlag auf Schlag hat sich die Welt in schwindelerregender Geschwindigkeit verändert. Unser Alltag ist nicht mehr derselbe, wie er noch vor einigen Tagen war. Keine einfache Situation. Für uns alle nicht! Doch einige Familien stehen aktuell noch vor viel größeren Herausforderungen, als Homeoffice mit gelangweilten Kindern, kollektiver Lagerkoller und täglich für die ganze Familie kochen zu müssen. Zahlreiche Familien haben die dramatischen Veränderungen durch Corona auf ihrer Reise erwischt. Ob in Südamerika oder Asien – viele Eltern von ihnen sind mit ihren Kindern in der Ferne gestrandet. Diejenigen, die meinen Instagram-Account @Mami.bloggt verfolgen, haben es hautnah miterlebt: Auch ich musste meine Reise durch Südamerika mit Kind vorzeitig abbrechen, fluchtartig Paraguay verlassen, ohne die Gelegenheit zu haben, mich richtig zu verabschieden – und wir haben es praktisch in der allerletzten Minute ohne Hilfe der deutschen Botschaft geschafft, den südamerikanischen Kontinent auf „normalem“ Wege zu verlassen (meine persönliche Geschichte hierzu wird auch noch folgen). Andere Familien haben dieses Glück nicht gehabt!

Corona: gestrandet als Familie in einem anderen Land

Und genau um diese Familien geht es in meiner kleinen Serie «Corona: gestrandet als Familie in einem anderen Land». Denn ihr habt es vielleicht mitbekommen, dass mir dieses Thema emotional sehr nahegeht, da ich aufgrund meiner eigenen Erlebnisse mit diesen Familien extrem mitfiebere – und jeden Tag am Hoffen bin, dass sie ENDLICH rausgeholt werden und mit dem nächsten Rückholflug nach Hause dürfen. Und weil mich dieses Thema persönlich so beschäftigt(hier ist meine eigene Geschichte aus Paraguay), habe ich mich entschlossen, mit mehreren Eltern über ihre aktuelle Lage in der Ferne zu sprechen. Sie befinden sich teilweise noch in Argentinien, Bolivien, Thailand, Indien, Mexiko – oder sind gerade in Deutschland gelandet. Doch nicht alle Familien von ihnen wollen ihr Urlaubsland oder gar Wahlheimat verlassen. Auch diese möchte ich porträtieren und zu Worte kommen lassen. Um auch andere Perspektiven und Reisegeschichten von Familien in Zeiten von Corona darzustellen.

Mein neuer Ratgeber fürs Reisen mit Kindern – Leseprobe zum Runterladen

Mein neuer Ratgeber fürs Reisen mit Kindern – lade dir hier deine LESEPROBE runter!

Corona – als Familie in Argentinien gestrandet

So, und jetzt möchte ich mit der ersten Familie beginnen – und zwar mit dem 6-jährigen Mika und seinen Eltern Jana und Meik, die auf ihrem Blog Illimia around the world und wunderschönem Instagram-Account von ihrer Weltreise mit Kind berichten. Ich habe zu der Reisefamilie fast schon ein „persönliches“ Verhältnis, da wir uns fast in Quito in Ecuador getroffen hätten (wir waren tatsächlich nur ein paar Kilometer auseinander). Seitdem verfolge ich ihre Reise mit Camper und Kind durch Südamerika extrem gerne – und umso mehr hat es mich berührt, als ich von ihnen gelesen habe, dass sie plötzlich aufgrund von Corona in Argentinien gestrandet ist …

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

In der Wüste Huacachina in Peru

Lieber Meik, du befindest dich gerade mit deinem sechsjährigen Kind Mika und deiner Frau in Buenos Aires und steckst aufgrund der weltweiten Corona-Lage mit deiner Familie in Argentinien fest. Magst du mir etwas über eure Reise durch Mittel- und Südamerika mit Kind erzählen, bevor euch der Lockdown in Argentinien erwischt hat?

Bevor wir auf Weltreise mit Kind gingen, fragten uns einige Leute, ob Mika denn mitkommen würde. Etwas verblüfft und perplex antworteten wir immer mit „Ja, natürlich!“. Das erste Drittel waren wir als Backpacker unterwegs. Und nicht nur das, sogar teilweise als Camper. Das heißt, wir hatten immer noch ein Zelt und Ausrüstung dabei. Bis auf die Tatsache, dass man eine Menge schleppen muss, ergaben sich keine Einschränkungen. Über Kalifornien (USA), Hawaii (wo wir 2 Wochen im Zelt gelebt und entdeckt haben), Costa Rica, Nicaragua, zurück für einen Kurztrip nach Florida bis schließlich nach Ecuador in Südamerika waren wir abwechselnd mit Mietwagen aber auch öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Kinder öffnen fast immer Türen zu fremden Menschen, auch wenn die Sprachbarriere groß ist (unser Spanisch ist leider nur auf Beginner-Level). Natürlich sind Abenteuer im hochalpinen Gelände, in dem wir gern unterwegs sind, mit Kind nicht möglich. Wunderschöne Hikes, die man mit Kind unternehmen kann, gibt es jedoch genauso zu Hauf. So sind wir zum Beispiel in Costa Rica durch dschungelartiges Gelände abenteuerlich auf den Cerro Chato Vulkan gestiegen, standen in Ecuador zusammen auf einem richtigen 4000er Gipfel (Fuya Fuya 4263m) oder haben in Peru einen 17 km Hike zur Laguna 69 gemacht. Am Ende standen wir sogar mit Kind am Refugio Whymper am Chimborazo auf 5100m. Alle diese Strecken hat Mika auf seinen eigenen Füßen absolviert und dabei auch einiges an Erfahrung und Selbstvertrauen gesammelt. In Südamerika waren wir dann ab Oktober bis zum jetzigen Zeitpunkt in unserem Wohnmobil (die Giraffe) unterwegs. Südamerika ist so wunderschön und bot uns auf der Reise durch Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und schlussendlich Argentinien unendlich viele Eindrücke. Die Menschen hier sind quasi verrückt nach Kindern. Für Mika manchmal schon zu verrückt, wird er doch, egal wo man ist, immer gestreichelt und steht im Mittelpunkt. Es ist aber wieder ein Eisbrecher für neue Bekanntschaften.

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Und wie hätten eure weiteren Reisepläne für eure Weltreise mit Kind ausgesehen?

Wir hatten bereits vor einigen Wochen, noch vor COVID-19, Flüge von Montevideo in Uruguay nach Auckland (Neuseeland) und von da weiter auf die Südseeparadiese Vanuatu und die Fiji-Inseln gebucht. Anschließend wollten wir per Zug oder Bus einmal durch Vietnam reisen, bevor wir unseren Trip in Nepal Ende Juli beendet hätten.

Corona in Argentinien – wie sieht die aktuelle Lage vor Ort aus? Was hat die argentinische Regierung unternommen und angeordnet?

Anders als in Europa oder im pazifischen Raum (Neuseeland, Australien) ging es in Südamerika Schlag auf Schlag. Mit Ausnahme von Brasilien überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Fast zeitgleich schlossen alle Grenzen ohne Vorankündigung und strenge Ausgangssperren traten in Kraft. So verbrachten wir die letzten 2 Wochen sehr isoliert und allein auf einem riesigen Campingplatz in der Nähe von Buenos Aires. Letzte Woche nahmen wir unser Glück in die Hand und fuhren zum Hafen, um unser Wohnmobil zu verschiffen und anschließend direkt in der Hauptstadt in einem Hotel „auf Rettung“ zu warten. Leider ist es derzeit fast unmöglich oder zumindest höchst unsicher, selbst einen Flug in Richtung Heimat zu buchen. Deshalb meldeten wir uns beim Rückholprogramm der Bundesregierung an und erhielten gestern die Nachricht das wir am 1.4. zurückfliegen können. Die Lage hier im östlichen Argentinien erscheint uns jedoch trotz allem als sehr entspannt. Die Menschen sind nett und zeigen zumindest öffentlich keine Vorurteile. Aus dem Westen haben wir dahingegen schon ganz andere Geschichten gehört.

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Zu dritt im Wohnmobil durch Südamerika

Das Buch über meine Reisen mit Kind durch 22 Länder «Wie Buddha im Gegenwind». Hier LESEPROBE downloaden!

Wie fühlt ihr euch gerade? Wie sieht euer Tag aus? Und was macht ihr, um euch irgendwie abzulenken?

Auf dem Campingplatz war alles in Ordnung. Bis auf die riesigen Moskitos vielleicht.  Mika hatte genügend Auslauf, um sich auszutoben und mit den örtlichen Hunden zu spielen. Die ersten Tage verbrachten wir viel mit aufräumen und putzen des Wohnmobils. Ansonsten nutzten wir die Zeit, um Sport zu machen, Mika schon etwas an die Schule zu gewöhnen oder das warme Wetter zu genießen. Mit der Zeit vermisst man allerdings das Reisen und natürlich die Bekanntschaft von neuen Leuten. Im Hotel und in der Stadt ist man da schon deutlich eingeschränkter. Es ist schade, in einer neuen, unbekannten Stadt zu sein und eigentlich nichts davon sehen zu können. Der Gang zum Supermarkt ist allein möglich, doch mehr nicht. Man hat schon ein wenig Bedenken, das Handy rauszuholen und mal ein Foto zu machen. Alles ein wenig komisch.

Das Auswärtige Amt und die jeweiligen Botschaften im Land organisieren ja gerade Rückholaktionen, um Deutschen und anderen EU-Bürgern die Möglichkeit zu bieten, wieder nach Hause kehren zu können. Wie ist bei euch der Stand der Dinge? Habt ihr schon einen Platz auf einem Rückholflug aus Argentinien nach Deutschland?

Ja, wir haben es ja schon kurz angedeutet. Glücklicherweise zählen wir unter den gut 1.000 registrierten Deutschen zu denjenigen, die am 1.4. die Rückreise mit einem Sonderflug der Lufthansa antreten dürfen. Da das Reisen aktuell unmöglich geworden ist, sind wir sehr froh über diese Chance.

Viele Menschen denken ja, dass diese Rückholflüge für gestrandete Deutsche umsonst wären – das stimmt aber nicht. Hast du schon eine Ahnung, wieviel euch die Flüge für zwei Erwachsene und ein Kind kosten werden?

Nein, umsonst ist das natürlich nicht. In Deutschland angekommen, müssen wir die Kosten „etwa in Höhe eines vergleichbaren Economy-Tickets auf Rechnung erstatten“. So die Formulierung der Botschaft in Buenos Aires. Wir rechnen mit etwa 800 € pro Ticket. Das ist aber völlig gerecht und in Ordnung.

Was werdet ihr machen, sobald der ganze Corona-Spuk vorbei ist?

Weltreise mit Kind Teil 2 planen! Leider, leider wird das mit einem Schulkind (in diesem Jahr ist Schuleinführung) und zwei voll arbeitenden Eltern nicht wirklich einfacher. Auf jeden Fall hat uns die Reise bis hierher schon ein Stück verändert. Vielleicht werden wir, sobald die Grenzen wieder offen und Reisen wieder möglich sind, kleinere Abenteuer zu Dritt unternehmen. Mal schauen.

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir hoffen, dass sich die Lage auf der Welt bald wieder normalisiert und dass die Pandemie besiegt wird. Viele Reisende stecken immer noch, vielleicht für unbestimmte Zeit, in einem fremden Land fest. Für Mika hoffen wir, dass er trotz seines jungen Alters einiges für später in Erinnerung behält und vielleicht sogar mal selbst die Welt entdeckt, wenn er groß ist. Wir würden uns sehr darüber freuen! 

Und wie sehen eure weiteren Reisepläne mit Kind aus? Vorausgesetzt, dass wir irgendwann mal wieder reisen können …

Darüber haben wir uns noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. In der Regel entscheiden wir das zu Zweit und packen Mika einfach mit ein. Die Lofoten in Norwegen sind auf jeden Fall ein wunderbares Ziel. Aber auch das weit entfernte Asien müssen wir auf jeden Fall mit unserem Kind noch nachholen.

Und hier noch ein paar Fotos von ihrer Weltreise mit Kind …

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Verlorenes Gepäck wird mit Kinderhilfe zurück geholt

Wanderung durch den Urwald mit Kind

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Sandboarding in Nicaragua

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Kinder finden immer und überall Freunde

Ecuador Quito: das Wichtigste ist immer in der Mitte

Frisch von der Kuh

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Peru: So viele schöne Ort, die man mit Kind erleben kann

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Südamerika – Kontinent der Hunde (Bolivien)

Hoch und weit und wunderschön (Peru)

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Reisen mit Kind: Viel schleppen muss man wirklich mal von Zeit zu Zeit

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Kinder lieben das Reisen mit ihren Eltern

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Zusammen hoch über Hawaii

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Abenteuer für Groß und Klein

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Wo ein Wille, da ist auch ein Weg

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Im Bus unterwegs

Corona in Argentinien – Reisebericht einer gestrandeten Familie

Südamerika mit Kind: Sprung über den Wolken

 

 

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

I agree

Go top
Ich benutze Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.