Was für ein Tag! Was für eine Party! Und was für ein Meilenstein! Mein liebes Kind, heute haben wir mit viel Tamtam, Geschenken und Kuchen deinen dritten Geburtstag gefeiert. Du konntest diesen Tag kaum erwarten. Denn bereits seit Wochen hast du davon gesprochen, dass du bald Geburtstag hast und dass du gaaanz viiiele Geschenke haben möchtest. Abermals haben wir dein Geburtstagslied gemeinsam geprobt, bei dem du immer ganz fleißig lauthals mitgesungen hast. Gestern Abend hast du mich tatkräftig beim Muffin Backen unterstützt. Und heute Morgen hast du mich mit einem wundervollen Lächeln angestrahlt, als ich dich geweckt und leise ins Ohr geflüstert habe, dass du Geburtstag hast. Auf meine Frage, wie alt du jetzt bist, strecktest du mir ganz stolz drei Finger entgegen. Sooo alt. Meintest du mit geschwellter Brust.
Inhalt
Das Geschenk, dich auf deinem Weg begleiten zu dürfen
Sind denn wirklich bereits drei Jahre vergangen? Auf der einen Seite kommt es mir so vor, als ob du schon immer bei uns gewesen bist. Auf der anderen Seite kann ich mich auch noch sehr gut an den Tag deiner Geburt erinnern. Der Tag, der unser Leben mächtig auf den Kopf gestellt und komplett verändert hatte. Zweifelsohne, sind die vergangen 3 Jahre voller Leben, Emotionen und Meilensteine gewesen. Gemeinsam haben wir viel gelacht & geweint, uns gefreut & natürlich auch gestritten und so einige Abenteuer erlebt. Durch dich lernte ich immer mehr, die Welt auch mit deinen Augen zu sehen, in der ganz andere Dinge eine wichtige Rolle spielen. Wenn ich beispielsweise mal wieder völlig abhetzt und gestresst von der Arbeit dich nachmittags in der Kita abhole, dann erzählst du mir ganz viele Sachen, die du tagsüber erlebt hast. Mit wem du verstecken gespielt hast, dass ihr eine riiiiesige Höhle gebaut habt, dass du mit Ali Fußball gespielt hast und dass deine Kindergärtnerin Angst vor dir hat, weil du ein Pirat bist. Dabei lachst du ganz verschmitzt und versuchst mich zu erschrecken. Schließlich bist du ja auch ein angsteinflößender Pirat. Dann rufe ich ganz laut Oh nein, ich habe Angst. Und du schaust mich mit deinen zuckersüßen Augen an und sagst ganz besänftigend: Mama, du musst keine Angst haben. Ich passe auf dich auf … In solchen Momenten führst du mir vor Augen, welche Dinge wirklich wichtig sind. Es sind nicht die unbearbeiteten Mails, die in meinem Postfach warten, es ist nicht die To-do-Liste, die ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch die nächsten 10 Jahre nicht komplett abarbeiten werde und es ist auch nicht der Anspruch, erfolgreich in meinem Beruf zu sein. Vielmehr ist es das Geschenk, deine Mama sein zu dürfen. Und dich auf deinem Weg zu begleiten. Zu sehen, wie du wächst, welche Fortschritte du machst und wie du immer mehr deinen eigenen Dickschädel entwickelst.
Ein Bild für die Götter
Vor zwei Tagen meintest du aus dem heiteren Himmel zu mir: Mama, ich bin jetzt stinkesauer. Gehe jetzt sofort in dein Zimmer! Im ersten Moment war ich total perplex. Ich musste erstmal fassen, was du da gesagt hattest. Danach musste ich aufpassen, dass ich nicht laut los pruste. Ich hätte mich totlachen können, über deine Worte. Und noch viel mehr über deinen Gesichtsausdruck. Du warst sehr bemüht, ernst und stinkesauer zu wirken. Aber es gelang dir nicht recht. Deine Mundwinkel zuckten nach oben und auch deine Augen sprachen eine andere Sprache. Als ich schmunzelnd regungslos dastand und nicht auf deine Worte reagierte, versuchtest du mich noch grimmiger anzuschauen. Mama, ich bin stinkesauer. Gehe jetzt in dein Zimmer. Ganz ehrlich! Ein Bild für die Götter. Ich musste loslachen und dachte, dass mit dem gehe in dein Zimmer, hast du definitiv von mir. Das mit dem stinkesauer musst du wohl in der Kita aufgenommen haben.
Wissbegierig löcherst du mich mit 1.000 Fragen
Du scheinst gerade wie ein Schwamm zu sein und saugst alles auf, was um dich herum geschieht und was die anderen machen. Immer häufiger fällt mir auf, wie du mich imitierst und ständig alles hinterfragst. Wissbegierig löcherst du mich mit 1.000 Fragen am Tag. Was machst du da? Warum? Mama, was arbeitest du? Wo ist Papa? Darf ich auch mal? … Und kaum versuche ich, dir eine Antwort zu geben, hast du auch schon die nächste Frage für mich parat. Kein Wunder! Denn deine Welt ist so spannend und verändert sich tagtäglich. Und du möchtest, alles wissen.
Der allerschönste Moment
Mein liebes Kind, soll ich dir verraten, welcher Moment letztens für mich am allerschönsten war? Als du das erste Mal zu mir meintest: Ich habe dich auch lieb. Da habe ich gemerkt, wie groß du eigentlich mittlerweile geworden bist. Und dass man sich mit dir allmählich so richtig unterhalten kann. Seitdem fiebere ich immer dem Moment entgegen, indem du mir sagst, dass du mich lieb hast oder welchen Quatsch du mit deinen Freunden gemacht hast. Und dann haben wir das gemacht, dann ist alles runtergefallen und Arne hat das so gemacht … Zweifelsohne. Deine Erzählungen sind Musik in meinen Ohren. Und mein Mama-Herz schmelzt dahin, wenn ich dich dabei beobachte …
Wo ist mein Baby geblieben? Das Kleinkind? Der Junge?
Nun war heute also der große Tag. Deine große Party. Dein großer Meilenstein. Und dein dritter Geburtstag. Den wir mit viel Tamtam, Geschenken und Kuchen gefeiert haben. Und den ich noch lange in meinem Herzen tragen werde. Denn dein großer Ehrentag stimmt mich nicht nur fröhlich, sondern auch ziemlich sentimental gepaart mit Wehmut und auch ein bisschen Trübsinn. Jedes Mal frage ich mich, wo mein kleines Baby geblieben ist, das damals so seelenruhig im Stubenwagen lag. Wo mein Kleinkind geblieben ist, das irgendwann ganz souverän Freundschaften geschlossen hat. Und wo mein Junge geblieben ist, der mir neulich zeigte, wie ich auf einer Slakeline balancieren soll.
Mein Herz macht Luftsprünge, es kribbelt im Bauch – und eigentlich kann ich es kaum erwarten …
Oh je, die Zeit mit dir fliegt dahin. Und ich habe Angst, dass sie viel zu schnell vergeht. Dass du viel zu schnell erwachsen wirst. Manchmal möchte ich die Zeit anhalten. Oder den Moment einfrieren. Dann versuche ich, mir jedes einzelne Detail minutiös einzuprägen. Was du gesagt, wie du geguckt und was du gemacht hast. Ich halte inne. Schaue dich verliebt an. Und halte diesen Moment fest. Für die Ewigkeit. Und dann wird mir wieder bewusst, wie viele gemeinsame Jahre noch vor uns liegen. Wie viel Freude & Leid. Und wie viele wichtige Meilensteine. Durch die du wächst. Dich entwickelst. Immer größer wirst. Und in diesem Augenblick, indem ich an unsere gemeinsame Zukunft und all die Abenteuer, die uns gemeinsam erwarten, denke, macht mein Herz Luftsprünge. Es kribbelt in meinem Bauch. Und ich kann es eigentlich kaum erwarten …
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Brief an meinen Sohn zum 2. Geburtstag
2 comments
Comment by Olga
Olga April 12, 2018 at 6:36 pm
Das hast du so wundervoll geschrieben 🙂 Eine schöne Erinnerung für die Ewigkeit!
Comment by Gabriela Urban
Gabriela Urban April 12, 2018 at 6:49 pm
Danke dir 🙂 Oh man, irgendwie werde ich an solchen Tagen immer so sentimental. Aber da bin ich sicherlich nicht die einzige Mama 😉