Blockade als Selbstständige? Schöne Scheiße!

Oktober 10, 2019

Am Anfang dieses Jahres hatte ich einen Plan. Ich wollte meinen Umsatz vom vorherigen Jahr verdoppeln. Dieser Plan ging nicht auf. Und löste bei mir sogar eine Blockade aus – ohne, dass ich mir dessen am Anfang bewusst war. Schöne scheiße!… Aber ich fang einfach mal von vorne an, erzähle dir, wie genau meine Blockade zustande kam, was sie bei mir auslöste und wie ich meine Blockade wieder in den Griff bekam.

Ein regelrechter Höhenflug

Ich muss zugeben, seitdem ich meine eigene Handbremse im Kopf gelöst habe, all meine Ängste & Sorgen beiseiteschob, um mich voll und ganz ins Abenteuer Selbstständigkeit als Mutter zu stürzen, erlebte ich gute 2,5 Jahre einen regelrechten Höhenflug. Praktisch von der ersten Minute an, in der ich all meinen Mut zusammenkratzte und alles auf die Karte der Selbstständigkeit setzte, lief es. Und es wurde immer mehr und mehr. Die Projekte auf meinem Schreibtisch stapelten sich. Ohne dass ich Akquise gemacht habe, kamen Kunden auf mich zu, um mit mir zusammenzuarbeiten – und sogar mein ganz großer Traum, gemeinsam mit einem Verlag ein eigenes Buch zu schreiben, ging in Erfüllung. Zufrieden und stolz verabschiedete ich mich wie jedes Jahr in meinen 3-monatigen Winterurlaub, den ich gemeinsam mit meinem Kind in Südostasien verbrachte.

Der Höhenflug ging immer höher und höher …

Am Ende meiner Reise mit Kind konnte ich es kaum erwarten, wieder an meinem heimischen Schreibtisch zu sitzen. Schließlich hatte ich viel vor! Mein erstes Buch «Wie Buddha im Gegenwind» kam in den Handel, ich las als Autorin auf der Leipziger Buchmesse und wurde von anderen Veranstaltern für Lesungen & Workshops gebucht, den Vertrag für mein zweites Buch hatte ich bereits unterschrieben, Kooperationsanfragen füllten ebenfalls meinen Mail-Account – ach ja, und meinen Jahresumsatz wollte ich schließlich ja auch noch verdoppeln. Ich krempelte also meine Ärmel hoch und stürzte mich voller Inbrunst in die Arbeit. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mein Höhenflug immer höher und höher gehen würde. Dieses selbstsichere Gefühl wurde noch zusätzlich dadurch verstärkt, dass tatsächlich die 1. Auflage meines Buches «Wie Buddha im Gegenwind» bereits nach 3 Wochen vergriffen war. Das Lager leer. Und die 2. Auflage musste schnell nachgedruckt werden. Wahnsinn! Dachte ich mir. So kann es weitergehen!!!

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… und dann kam der Tiefflug

Doch schneller als ich es überhaupt begreifen konnte, ging mein steiler Höhenflug in einen senkrechten Tiefflug über. Zuerst schlich sich bei mir die Erkenntnis ein, dass der erhoffte große Erfolg bei meinem Buch nicht so recht in die Gänge kommen wollte. Zwar verkaufte es sich ganz okay, aber der Durchbruch zum Bestseller blieb aus. Das war Fakt! Trotzdem checkte ich täglich mehrmals meine Rankings bei Amazon und Thalia, die einzigen Indikatoren für Autoren, die einigermaßen Aufschluss über den Buchverkauf liefern. Es dauerte ein paar Wochen, bis ich merkte, dass ich mich mit diesem ständigen Prüfen extrem verrückt machte. Obwohl ich eigentlich nicht besonders der Zahlen getriebene Mensch bin, stand auf einmal meine Laune & Tagesform in starker Abhängigkeit von meinen Rankings. Waren sie gut, schwebte ich kurzzeitig wieder auf Wolke 7, waren sie schlecht, wurde ich immer stärker von Selbstzweifeln heimgesucht.

Selbstzweifel, Sorgen & Existenzängste

Ich verfiel immer mehr in ein Gedankenkarussell. Meine Leichtigkeit von den vergangenen 2,5 Jahren war völlig verschwunden. Stattdessen drehte ich mich schwerfällig und verbissen im Kreis. Und plötzlich gesellten sich zu meinen Selbstzweifeln Sorgen & Existenzängste hinzu. Hallo, da waren sie wieder. Obwohl ich sie doch eigentlich vor geraumer Zeit einfach beiseitegeschoben hatte. Ich fing an, mir Gedanken zu machen, wie es in meiner beruflichen Vita weitergehen sollte. Ob mein Weg, den ich eingeschlagen hatte, wirklich der richtige war. Dieses fieberhafte Grübeln ließ mich nicht los und verfolgte mich zu jeder Tageszeit und nicht selten auch nachts. Dabei war der Moment für Selbstzweifel und Ängste EXTREM ungünstig, denn schließlich war ich doch gerade dabei, mein zweites Buch zu schreiben.

Das Problem saß ganz woanders

Gefühlt mehrere Wochen tigerte ich durch meine Dachgeschosswohnung, checkte fieberhaft immerfort nicht nur meine Amazon- & Thalia-Rankings, sondern auch meinen Instagram-Account & neuerdings auch meine Traffic-Zahlen vom Blog – und ich schaffte es einfach nicht, in den notwendigen Schreibflow zu finden. Ich machte eine Erfahrung, die ich bis dato überhaupt nicht kannte. Ich musste mir eingestehen, dass mir das Schreiben extrem schwerfiel. Und das als Selbstständige! Mega scheiße! Zuerst hatte ich vermutet, dass ich an einer Schreibblockade leiden würde, doch nach und nach erkannte ich, dass das Problem ganz woanders saß. ICH war das Problem! Ich blockierte mich selbst – und behinderte somit auf sehr effektive Art und Weise meine eigene Produktivität und Kreativität.

Warten auf den großen Erfolg, anstatt sich an den kleinen Erfolgen zu erfreuen

Mir war klar, dass ich etwas ändern musste. Denn meine eigene Blockade bedrohte meine Selbstständigkeit und insbesondere die Leidenschaft an meinem Job. Ich fing an, in mich zu gehen und zu analysieren. Ich versuchte zu erkennen, was die Quelle meiner Selbstzweifel war. Ich setzte mich intensiv mit der Frage auseinander, warum ich ausgerechnet JETZT wieder von Existenzängsten heimgesucht wurde. Und plötzlich, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte die ganze Zeit auf den großen Erfolg gewartet, anstatt meine Freude & Motivation aus den kleinen Erfolgen zu ziehen. Ständig wollte ich meinen großen Erfolg an Zahlen messen. Wie meine Rankings standen. Ob ich bei Instagram neue Follower dazubekommen habe. Wie viel Geld ich verdient habe. Um wie viel Prozent mein Traffic auf meinem Blog zum vorherigen Monat angestiegen war. Und wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, meinen Jahresumsatz tatsächlich zu verdoppeln.

Der Blick auf mein Worst-Case-Scenario

Zweifelsohne, Zahlen sind für Selbstständige SEHR, SEHR wichtig. Doch wenn sich kreative Menschen zu sehr vom Sog der Zahlen bestimmen lassen, dann kann einfach nichts Gutes dabei rauskommen. So war es zumindest bei mir. Ich schüttelte also meine regelrechte Zahlen-Manie, in die ich verfallen war, ab – und verdeutlichte mir, was mein Worst-Case-Scenario wäre und wie für dieses eine Lösung aussehen könnte. Was wäre, wenn mein Buch sich nur durchschnittlich verkaufen würde? Was würde ich machen, wenn mir einer meiner festen Kunden wegfallen würde. Und wie würden meine nächsten Schritte aussehen, wenn ich feststellen würde, dass mein Business-Modell an einigen Stellen auf fragilen Säulen steht?

Niederlagen sind keine Schande, solange wir nicht liegenbleiben

Meine Antwort: Die Welt würde nicht untergehen! Solange ich selber an mich und meine Arbeit glaube und vor allem die Leidenschaft an meinem Job nicht verliere! Und ich weiß, dass ich die Kraft und den Einfallsreichtum habe, mich aus Krisen wieder herauszukämpfen. Einen Tiefflug wieder in einen Höhenflug zu lenken. Denn mein Motto ist: Niederlagen sind keine Schande, so lange wir nicht liegenbleiben, sondern uns bewegen. Ob kriechend, laufend, springend oder mit Vollgas ist erstmal egal. Hauptsache weitermachen!

Und dann kam die alles entscheidende Frage

Plötzlich spürte ich, wie der Knoten in mir regelrecht geplatzt war und meine Blockade sich langsam aber sicher löste. Und mit dem Verschwinden meiner Selbstzweifel kehrte wieder die gewisse Leichtigkeit an meinen Schreibtisch ein. Ich fing an, meine Freude und Motivation aus den kleinen Erfolgen zu ziehen. Der große Erfolg war mir mittlerweile egal. Ob er nun irgendwann kommen oder nicht kommen sollte, war für meine jetzige Arbeit nicht mehr ausschlaggebend. Als ich irgendwann meinem Mann erzählte, wie viele Bücher ich bis dato tatsächlich verkauft hatte, und ich in seinem Gesicht erkennen konnte, dass er sichtlich enttäuscht war, weil er von viel mehr ausgegangen war, wurde ich mit einer Frage konfrontiert, die mich und meinen Weg um ein Vielfaches bestärkte: «Hättest du dein Buch auch geschrieben, wenn du wüsstest, wie wenig du mit diesem im ersten Jahr verdienst?». Ich musste nicht lange überlegen. Ja! Auf jeden Fall!! Denn nicht die Zahl, die dahinterstand, hatte für mich die oberste Priorität. Sondern viel wichtiger war für mich, dass das Bücher-Schreiben mich erfüllte – und vor allem, dass ich von meinen Lesern sooo extrem gutes Feedback bekam (Partnerlink). Zweifelsohne, das war und ist mein wahrer Ansporn, weiterzumachen.

Die Worte, Sätze und Kapitel sprudelten aus mir heraus

Während in diesem Sommer die Temperaturen rekordverdächtige Werte erreichten und alle ins Freibad oder an den Strand stürmten, verbarrikadierte ich mich in meiner Dachgeschosswohnung, drehte für mehrere Wochen meinen Social Media Kanälen den Rücken zu, schenkte meinen Zahlen absolut keine Aufmerksamkeit und brachte stattdessen die Tastatur ordentlich zum Glühen. Ich schrieb und schrieb, brachte all meine Ideen zu Papier, die Worte, Sätze und Kapitel sprudelten nur aus mir heraus – und auf einmal war das Ende von meinem zweiten Buch fertig, das im März 2020 das Licht des Buchhandels erblickt. Ein großartiges Gefühl!

Was ich aus meinem Tiefflug mitgenommen habe

Seit dieser Erfahrung, habe ich ganz ehrlich keine Angst mehr. Keine Angst vor weiteren Blockaden oder vorm Einsehen, dass in meinem Business ein Projekt nicht so richtig Früchte trägt. Viel mehr hat mich mein Tiefflug dazu bewegt, neue Ideen zu entwickeln. Neue Projekte anzudenken. Alte Dinge loszulassen, die nicht funktionieren und mir keinen Spaß mehr machen. Und in der Zukunft neue Dinge zu initiieren, die mir neue Türen öffnen.

Ich habe meinen Plan losgelassen

Am Anfang dieses Jahres hatte ich einen Plan. Ich wollte meinen Umsatz vom vorherigen Jahr verdoppeln. Jedoch habe ich diesen Plan losgelassen. Zum einen, weil ich dieses finanzielle Ziel nicht mehr erreichen werde. Zum anderen, weil ich auf Umwegen erkannt habe, dass ich meinen eigenen Erfolg nicht ausschließlich an Zahlen messen möchte. Verstehe mich nicht falsch. Klar, ist mein Verdienst wichtig, denn meine Familie und ich sind darauf sogar SEHR angewiesen, dass ich Geld verdiene. Und natürlich ist es schön und vor allem beruhigend, wenn man immer mehr Geld auf dem Konto hat. Aber Geld definiert nicht alleine meinen Erfolg als selbstständige Mutter. Sondern viel mehr das wunderbare Bewusstsein, mit meinen großen Leidenschaften meinen Unterhalt zu verdienen (– und zwar mehr als früher in meiner leitenden Position als Redakteurin & Content-Marketing-Managerin in Vollzeit) – und die Möglichkeit, mich thematisch immer wieder neu erfinden zu können. Nicht um die Ecke denken zu MÜSSEN, sondern zu DÜRFEN. Und meinen eigenen Weg zu gehen.

 

Hattest du auch schon mal als Selbständiger oder gar selbstständige Mutter? Vielleicht hast du ja Lust, von deinen eigenen Erfahrungen zu erzählen. Hinterlasse gerne hier einen Kommentar oder schreibe mir eine Mail an mami.bloggt@yahoo.de – ich freue mich auf dich.

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